Nachruf für die Verabschiedungsmesse in der Kirche am 12.2.2021 von Martin Wolf

Das Leben unseres Vaters Josef Franz Wolf

2012 09 01 14 42 01 pw foto zoom2kUnser Papa wurde zu Beginn des zweiten Weltkrieges in Feldkirch, als erstes von zwei Kindern geboren. Ein „echter“ Feldkircher, ein stolzer Marktgässler und wie es sich in der Familientradition gehörte, ein JOSEF. Um Verwechslungen auszuschließen, wurde er fortan liebevoll Pepile genannt und später dann Pepi.

Oft erzählte unser Vater das er schon sehr früh lernte, wie das Wirtschaften funktioniert. In den Nachkriegszeiten wohnte ein französischer Offizier im Haus mit seiner Familie und vor der Tür, in der Marktgasse, gab es regelmäßig Märkte. Pepi verstand es ausgezeichnet sowohl die Vorteile der Besatzungsmacht, das Treiben auf den Märkten und die Vorteile eines Kindes gewinnbringend zu verbinden.

Durch seine Großeltern und Eltern lernte Papa die Bedeutung des sozialen Engagements und der Vereinsarbeit kennen. Speziell durch seinen Vater entwickelte er schon früh das Interesse und die Begeisterung für die Arbeit und Anliegen der Pfadfinder. Aus dieser Zeit stammt auch eine der schönsten Anekdoten seines Lebens: In den 1950ern reiste er mit den Pfadfindern zum Jamboree nach England und trickste als 17-jähriger die Pfadiführer aus, um allein durch England zu reisen. Blöd war, dass er verspätet von der Reise zurückkam und niemand wusste, wo er war. Seine Reiselust, das Unternehmertum und wohl auch das Thema „Verspätung“ waren damit jedoch für den Rest des Lebens gesetzt.

Nach seiner schulischen Ausbildung zog es ihn für ein paar Jahre nach Liechtenstein, wo er erstmals mit „Computersystemen“ in Verbindung kam. Als er auch für Trainings der Mitarbeiter eingesetzt wurde, fehlten ihm die notwendigen Lehrmittel und so musste es wohl fast geschehen, dass er sich 1966 selbständig machte und seine Vision von besserer Wissensvermittlung durch technische Produkte verwirklichte.

In dieser Zeit begleitete ihn bereits eine ganz besondere Frau, unsere Mutter Inge. Am 6. August 1966 heirateten die Zwei und bekundeten wohl nicht nur den Bund der Ehe, sondern auch den Bund, gemeinsam wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Unsere Mutter als empathische Pädagogin gemeinsam mit unserem Vater dem Visionär, der Wissensvermittlung revolutionieren wollte.

Sehr schnell erkannten die Zwei das es wichtig ist, in Wien Fuß zu fassen. Es war wohl ein innovativer Schritt, denn Großstadtflair und Pfadfindernatur ergaben einen ganz besonderen Unternehmergeist. Als Georg 1974 in die Schule kam, zog es die Zwei wieder zurück nach Vorarlberg. Den Erzählungen nach war es unserem Vater wichtig, dass seine Kinder „vorarlbergerisch“ aufwachsen.

Mit dem Wachstum der Firma waren immer wieder wundervolle Reisen verbunden. Sein erster großer Lieferant, die Firma Bell&Howell kam aus Großbritannien. Später folgten Firmen aus Finnland, USA und Japan, die er immer wieder gerne besuchte. Bei einem Trip in die USA erinnerte er sich wohl an seine Jugendzeit, als er mit den Pfadis in England war. Kurzerhand buchte er einen Abstecher nach Puerto Rico, um mal ein wenig im Meer tauchen zu gehen. Blöd nur, dass diesmal seine Frau Inge nichts davon wusste und ihn verzweifelt zu erreichen versuchte.

Als Pfadfinder war unser Vater aber dennoch immer heimat- und naturverbunden. 1978 entdeckte er während mit seinem Freund Diez ein altes Bauernhaus in Sonntag-Stein im großen Walsertal. Damit ging ein weiterer seiner Herzenswünsche in Erfüllung und es begann seine bis zum Lebensende anhaltende Liebe zum Stein. 

Ende der 1970er wurde Papa von der Firma Zeiss angefragt, Operationsmikroskope mit Videokameras für eine Fließband-Augenoperation zu versehen und den Export in die damalige Sowjetunion und nach Indien gemeinsam aufzubauen. Sa begann das erste Joint-Venture und ein neues unternehmerisches Abenteuer, das ihn vielen Reisen in den damaligen Ostblock und nach Indien bescherten. Dabei entstanden auch enge private Freundschaften. Die eine brachte ihn später gemeinsam mit seiner Frau Inge als einer der ersten Europäer auf eine Radtour durch China, die andere auf mehrere indische Hochzeitszeremonien.

1989 kam Papa seinem Traum des perfekten Bildungsgerätes sehr nahe. In diesem Jahr gelang die Erfindung des Visualizers. Ein opto-elektronisches Präsentationsgerät, das auf einen Schlag vier bestehende Technologien ersetzte und interaktive Bildung in einer neuen Form ermöglichte. Mit der Entscheidung einen Beteiligten in die Firma zu holen verband unser Vater die Chance, den Visualizer über die eigenen Landesgrenzen zu verkaufen. Daraufhin folgten vier lange Jahre, in denen Pepi alle Höhen und Tiefen eines Unternehmers durchmachte und schlussendlich seine Firma zerschlagen wurde.

In dieser Zeit gab ihm sein enger Freund Rudi Binnebössel viel halt. Rudi sprach immer wieder von der Vision des Visualizers, brachte uns auf diesen gemeinsamen Fokus und verhalf auch zur Gründung der Firma WolfVision. Damit begann die Phase der globalen Expansion, die wie immer auch viel neue Freunde und gemeinsam mit seiner Inge auch viele Weltreisen brachte.

Anfang der 2000er Jahre wuchs die Familie mit Schwiegertöchtern und Enkeltöchtern – von ihm liebevoll „Enkelinchen“ genannt – weiter an. Es begann damit die Zeit, wo der Blick wieder sehr stark auf das Thema Familie gerichtet wurde. Sein Strahlen, wenn er gemeinsam mit Schwiegertöchtern, Söhnen und Enkelkindern auftreten konnte, war für alle spürbar herzlich und voller Stolz.

Als im Jahr 2008 bekannt wurde, dass die Seilbahn auf seinen geliebten Stein stillgelegt werden soll, wurden seine kämpferischen und unternehmerischen Energien nochmals geweckt. Es folgte die Gründung eines Fördervereins, der maßgeblich dazu beitrug, dass die Seilbahn erhalten und eine Gemeinschaft zum Erhalt des Naturparadieses entstehen konnte.

76 Jahre in voller Gesundheit, war es 2014 für ihn ein ordentlicher Schock als bekannt wurde, dass er einen Herzschrittmacher und ein Jahr später auch noch eine Herzklappenoperation benötigte. Als er elf Monate später gesundheitlich wieder fit war, verstarb seine geliebte Frau Inge. Ein Abschied, den er wohl bis zu seinem Lebensende nicht verkraften konnte.

Im Juli 2020 konnten wir gemeinsam mit ihm nochmals ins Burgenland fahren und seinen Freund Walter Gröswang und seine Familie besuchen. Keiner hätte wohl gedacht, dass dies seine letzte größere Reise sein wird.

Ab Herbst ging es mit seiner Gesundheit rapide abwärts. Mit viel Liebe und Führsorge betreuten ihn in diesen Tagen seine zwei 24-h Helferinnen Jana und Zdenka. Die letzten Tage verbrachte unser Papa im Krankenhaus Feldkirch, wo er in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag friedlich von uns ging.

Alles Gute auf der letzten Reise zu deiner geliebten Inge und all deinen Freunden.
Wir haben dich für immer lieb.

 

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